Marc von Reisezoom hat zu einer Blogparade aufgerufen. Thema: Mein schönstes Smartphone Foto. Und ich dachte mir, da mache ich mal mit.
Obwohl es mein schönstes Smartphone Foto hier eigentlich nicht zu sehen gibt. Wenn ich das jetzt schon einmal verraten darf. Denn mein schönstes Smartphone Foto zeigt mich und meinen Sohn. Und der gehört (noch) nicht auf den Blog. Auch wenn er das gerne manchmal hätte. Das kann er später, wenn er älter ist, immer noch beantragen.
Inhalt
Ein Blick zurück
Ihr müsst euch also mit dem zweitschönsten Smartphone Foto begnügen. Und dieses ist dann auch noch auf den ersten Blick eher… trist.Aber vielleicht fange ich einfach mal vorne an. Am Anfang der Geschichte. In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ich bin nämlich noch analog groß geworden. 🙂
Nagelt mich nicht drauf fest, aber ich denke es ist eine Olympus Spiegelreflexkamera, mit der ich an einem trüben Wintertag durch einen Stadtteil am Rand von Hannover laufe.
Geladen ist die Kamera mit einem ISO 100 Film. Vermutlich einer dieser schwarz-gelben Kodakdinger. Jedenfalls ist dies das erste „Bild“ was mir in den Kopf schiesst, wenn ich an diesen Nachmittag denke.
Ich bin also absolut ideal vorbereitet für eine Fototour im strahlend hellen Licht eines Wintertages. ISO 100 und Fotos im Winter. Es sind so diese Erfahrungen, die du vermutlich immer selber machen musst. Erzählt dir vorher niemand was zu.
Highend – aber analog
Bei der Kamera die ich geliehen bekommen habe, handelt es sich um ein hochwertiges, halbautomatisches Wunderwerk modernster Kameratechnik. Aber wie heutzutage auch: Die Bilder macht immer noch der Fotograf!
Würde ich die Ergebnisse dieses Nachmittags scannen, würdet ihr viel zu dunkle Bilder einer längst abgerissenen Straßenbahnhaltestelle sehen können. Kein Mensch ist darauf zu sehen, aber zumindest ein total geiler Bildausschnitt. So knapp bemessen, daß für nachträgliches Korrigieren kein Platz mehr bleibt.
Dies wird mein Problem bis heute bleiben. Zu häufig wähle ich bereits beim Fotografieren den endgültigen Bildausschnitt. Sind die Fotos gelungen, erspart es mir natürlich die Nachbearbeitung. Hab ichs nicht hinbekommen, ist auch nichts mehr zu retten.
Wer von euch noch analog fotografiert hat, der hatte vielleicht – je nach Kamera – auch noch einen Belichtungsmesser dabei. Ich hatte einen. Und schon der hat mir richtig Freude bereitet. Er liegt hier immernoch. Mittlerweile zweckentfremdet als Navigationshilfe quer durch jedwede Galaxie. Da ist er wieder, mein Sohn. Er nutzt ihn jetzt. Jede Kamera hat sowas heute eingebaut.
Mein schönstes Smartphone Foto
Hier ist es also. Kein Grund auszuflippen und mich für einen Fotopreis vorzuschlagen? Sehe ich genauso! Aber ich sehe eben auch noch sehr viel mehr auf diesem Foto. Vieles, was ihr nur sehen könnt, wenn ihr die Geschichte dahinter kennt. Und darum geht es bei meinen Fotos heutzutage nämlich auch immer: Um die Geschichten, die sie dokumentieren.Anders als bei vielen anderen Reiseblogs, sind Fotos bei mir reine Dokumentation. Und die darf eben auch einfach mal so ausschauen wie in der Realität. Es war tatsächlich ein so trister Tag in Wien, wie es hier auf dem Smartphone Bild ausschaut. Auf dem Haus des Meeres, mehr als 40 Meter über den Straßen der Stadt.
Mein schönstes Smartphone Foto ist einfach nur ein Blick von oben auf eine Stadt. Eine Stadt, die die meisten ganz sicher nicht gleich als Wien identifizieren könnten. Es ist trübes Wetter, nicht viel los auf den Straßen, und es ist nicht zu sehen, daß an diesem Tag ein Training endet.
Mein schönstes Smartphone Foto zeigt euch nämlich auch, daß ich schwindelfrei bin. Also, okay. Das ist jetzt natürlich weit hergeholt. Aber zusammen mit der folgenden Geschichte könnt ihr es sehen.
Schwindelfrei in Wien
Irgendwann unterwegs in meinem Leben war es plötzlich vorbei mit der Schwindelfreiheit. Keine Leiter wollte mich mehr aufnehmen, ohne groß hin- und herzuschwingen. Kein Blick aus einem Fenster im ersten Stock war mehr möglich. Aussichtstürme ohnehin vom Ausflugsplan gestrichen.
Das ich nicht in ein Flugzeug steigen würde, Fernsehtürme, drehend und starr, weiträumig umlaufen würde, daß muss ich nicht weiter betonen, oder? Ich war auf einmal fertig mit der Höhe.
Und ich habe keine Ahnung wieso.
Am Ende war es einfach so, daß ich mein Leben so einrichtete, daß es am Boden stattfand. Fenster putzen konnten die Anderen. In den Urlaub kann man auch fahren, oder am besten bleibst du gleich zuhause.
Das hätte ich sicher bis zum Sanktnimmerleinstag durchgezogen, wenn nicht dieser junge Mann in mein Leben getreten wäre. Nach der Geburt meines Sohnes hat es zwar noch ein wenig gedauert bis es in die Höhe ging, aber es musste sich was ändern.
Kinder klettern zum Beispiel auf Klettergerüste. Und – ja – selbst die waren teilweise zu hoch für mich. Also brauchte ich einen Plan.
Und irgendwann hatte ich mal gehört oder gelesen, daß man sich seinen Ängsten stellen sollte.
Ich hab noch ein paar Monate Gelegenheit gehabt, daß Ganze nach hinten zu verschieben mit dem Höhenangst besiegen. Aber ich saß irgendwann mit meinem Sohn im Harz in einer Sommerrodelbahn, schwitzend vor Angst (Mit Geschwindigkeit hatte ich es auch nicht so.). Und ich war plötzlich total geflasht. Wie im Rausch, denn die Fahrt war der Hit gewesen, und ich wollte unbedingt nochmal.
Hinauf waren wir in einer Seilbahn gefahren, und das war absolut kein Spaß. Und da ich als Papa nicht so ängstlich vor meinem Sohn dastehen wollte, musste ich also endlich aktiv werden.
Seit diesem Tag klettere ich auf jeden Turm, fahre jede Seilbahn, putze die Fenster nur noch ganz oben, wandele auf Baumwipfeln, fahre Riesenrad und so weiter. Ich mache alles, was irgendwie in der Höhe stattfindet. Nur um irgendwann zu dem Punkt zu kommen, daß mir die Höhe keine Angst mehr macht.
Angekommen. In London war es eigentlich. Im Riesenrad, 135 Meter oberhalb der Stadt. Ich klebe am vollverglasten Fenster und schaue auf die Skyline der Stadt. Es schwindelt nichts. Und ich bin glücklich. Am Ziel. Oberhalb der Leiter. Weit oberhalb!
Ein paar Wochen später muss ich beruflich nach Wien. Und da stehe ich nun auf der Aussichtsplattform vom Cafe im Haus des Meeres. Ein Jahr zuvor habe ich dort schon einmal gestanden. Mit meinem Sohn. Er ist total schwindelfrei und klebt an der Scheibe. Bei mir dreht sich alles, und ich habe bei jedem Schritt Angst.
Heute, am Tag wo das Bild entsteht, schwindelt nichts.
Ich bin bereit.
Ich bin schwindelfrei.
Ich werde beim nächsten Mal ganz locker und entspannt mit ihm dort stehen können. Auf die Stadt schauen und es geniessen. Egal ob trist, sonnig oder an einem Regentag.
Und dieses Wissen, diese Geschichte, machen dieses Smartphone Foto für mich zu meinem Schönsten.
Hi Max,
schön, dass du bei der Blogparade mit dabei bist und schön, dass du die Ängste überwunden hast. Ich hätte da ein Video für dich, sowas wie die nächste Stufe 🙂
https://www.redbull.tv/video/AP-1M91583JW1W11/untouchable?playlist=AP-1M914ZAGH1W11:episode
Viel Spaß und schöne Weihnachten,
Marc
Danke, aber Nein. 🙂
Auf dem Plan steht jetzt erstmal vom 3-Meter Brett springen. Ich will ja nicht gleich wieder so einen langwierigen Plan abzuarbeiten haben.
Gruß, Max